Das allererste Pumpwerk ging vor 110 Jahren, im Jahr 1914, in Duisburg an der Alten Emscher an den Start. Insgesamt betreibt die Emschergenossenschaft heute 180 Pumpwerke. Als die Emschergenossenschaft vor 125 Jahren gegründet wurde, herrschten in der Region wasserwirtschaftliche Missstände vor. Die durch den Kohleabbau unter Tage verursachten Bergsenkungen führten zu der Bildung von Senkungsmulden, die nicht nur bei Regenfällen regelmäßig vollliefen – auch den Gewässern fehlte die Vorflut: Teilweise flossen die Bäche wieder rückwärts oder breiteten sich unkontrolliert nach links und rechts aus. Zur technischen Entwässerung dieser Polderflächen mussten folglich Pumpwerke her.
Das Pumpwerk Alte Emscher in Duisburg-Beeck war das erste seiner Art in der Emscher-Region. Entworfen wurde es 1911 nach Vorgaben der Emschergenossenschaft von dem Architekten Alfred Fischer und dem Bauingenieur Ernst Mautner. Bis heute ist es in Betrieb – und gilt längst als Kunstwerk. Die Bundesingenieurkammer hat dem Pumpwerk im Jahr 2013 sogar den Titel „Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“ verliehen – mit seinem imposanten Kuppeldach von 41 Metern Durchmesser gehört das Pumpwerk zu den herausragenden Gebäuden seiner Zeit.
Die Anlage nahm seinerzeit die Sachlichkeit des Bauhaus-Stils der 1920er-Jahre vorweg. Die Ästhetik prägte später auch weitere Industriebauten wie zum Beispiel das Weltkulturerbe Zeche Zollverein. Seit 1999 steht das Pumpwerk Alte Emscher unter Denkmalschutz und ist Teil der Route der Industriekultur.
„Mit dem Betrieb unserer Pumpwerke erfüllen wir eine wesentliche und unverzichtbare Aufgabe der öffentlichen Daseinsvorsorge: Die Bedeutung dieser Anlagen würde klar werden, wenn sie einmal nicht mehr laufen würden – denn dann stünden weite Teile unserer Region unter Wasser“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft.
„Die Betriebssicherheit hat höchste Priorität: Seit 1914 haben sich Bauausführung, Größe und Anordnung von Maschinen, Transformatoren und Schaltanlagen in unseren Pumpwerken entsprechend konsequent weiterentwickelt. Die Anlagen müssen auch bei starken Niederschlägen zuverlässig in der Lage sein, den auftretenden Abfluss zu fördern und fortzuleiten“, sagt Dr. Frank Obenaus, Technischer Vorstand der Emschergenossenschaft.
180 Pumpwerke erledigen Ewigkeitsaufgabe
Bis heute werden mit 180 Vorflut- und Abwasserpumpwerken rund 38 Prozent der Fläche der Emscher-Region entwässert. Die leistungsstärkste Anlage der Emschergenossenschaft an der Boye in Bottrop fördert bei maximaler Leistung (z.B. im Starkregenfall) in einer Sekunde 46.000 Liter, was dem Inhalt von mehr als 300 Badewannen entspricht.
Auflistung der Pumpwerke der Emschergenossenschaft in den Städten:
Dortmund: 26
Waltrop: 3
Castrop-Rauxel: 3
Recklinghausen: 4
Herne: 17
Herten: 6
Gelsenkirchen: 34
Bochum: 3
Gladbeck: 6
Essen: 23
Bottrop: 24
Oberhausen: 15
Duisburg: 14
Dinslaken: 2
Darüber hinaus betreibt die Emschergenossenschaft, unter anderem für die Mitgliedskommunen, eine Vielzahl weiterer Pumpwerke. Insgesamt werden so von dem Verband mehr als 200 Pumpanlagen betrieben.
125 Jahre Emschergenossenschaft
Die Emschergenossenschaft feiert in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen. Am 14. Dezember 1899 als erster deutscher Wasserwirtschaftsverband gegründet, ist die Emschergenossenschaft heute gemeinsam mit dem 1926 gegründeten Lippeverband Deutschlands größter Betreiber von Kläranlagen und Pumpwerken. Die Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Unternehmens sind die Abwasserentsorgung, der Hochwasserschutz sowie die Klimafolgenanpassung. Ihr bekanntestes Projekt ist der Emscher-Umbau (1992-2021), bei dem die Emschergenossenschaft im Herzen des Ruhrgebietes eine moderne Abwasserinfrastruktur baute. Dafür wurden 436 Kilometer an neuen unterirdischen Abwasserkanälen verlegt und vier Großkläranlagen gebaut. Rund 340 Kilometer an Gewässern werden insgesamt renaturiert. Parallel entstanden über 130 Kilometer an Rad- und Fußwegen, die das neue blaugrüne Leben an der Emscher und ihren Nebenläufen erleb- und erfahrbar machen.