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„Goldener Kanaldeckel“ zum 17. Mal verliehen

Mit der vom IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur verliehenen Auszeichnung werden Mitarbeiter:innen von Stadtentwässerungen für herausragende Leistungen prämiert. Zudem soll die Bedeutung der Kanalisation in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerufen werden.

von | 17.09.24

Die Preisträger des „Goldenen Kanaldeckel 2024“: Thomas Kaufmann, Ninette Guse und Ewa Hermann (1. Reihe) mit IKT-Geschäftsführer Roland W. Waniek und Laudator Prof. Dr.-Ing. F. Wolfgang Günthert.
Bild: IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur

Übergeben wurden die Preise vor großem Publikum auf dem IKT-Kongress „Agenda Stadtentwässerung 2035“ am 11. September 2024 in Gelsenkirchen. Die Laudationes auf die Preisträger hielt Prof. Dr.-Ing. F. Wolfgang Günthert. Er überreichte ihnen die Trophäen und die Preisgelder.

Preisträger

Dritter Platz: Rohrbrucherkennung in Echtzeit

Thomas Kaufmann, Städtische Werke Magdeburg (SWM); Projekt: „Rohrbrucherkennung in Echtzeit“; Preisgeld: 500 Euro

Thomas Kaufmann ist Ingenieur in der „Grundsatzplanung Abwasserentsorgung“ bei den Städtischen Werken Magdeburg (SWM). Weil Abwasserdruckleitungen anders als Freigefälleleitungen nicht mit Kameras inspiziert werden können, hat er ein System erarbeitet, das Rohrbrüche in Echtzeit im Betrieb erkennt. Umweltschäden werden damit in Grenzen gehalten.

Zunächst hat er eine Rohrbruchsimulation durchgeführt, um die Risiken einer Havarie einzuschätzen. Die vorhandenen Daten des Magdeburger Prozessleitsystems analysierte er mithilfe statistischer Methoden. Daraus erarbeitete er ein komplexes hydrodynamisches Modell mit unterschiedlich großen Schadensszenarien, das laufend mit aktuellen Messdaten eines MID-Durchflussmessgeräts, den Fördermengen der Pumpen und den Zuflussmengen am Klärwerk gespeist wird.

Bereits kleine Leckagen werden frühzeitig erkannt

Mit seinem Modell ist es Thomas Kaufmann gelungen, bereits kleine Leckagen im laufenden Betrieb zu erkennen. So hat es in der Praxis frühzeitig einen Riss in einer Druckleitung DN 600 identifiziert. Die SWM konnte daraufhin gezielt eingreifen und schlimmere Schäden verhindern.

Das System ist technisch hochinnovativ und begrenzt sowohl die wirtschaftlichen Folgekosten als auch die Auswirkungen auf die Umwelt einer Havarie. Sein Algorithmus kann auch auf die Druckleitungen anderer Stadtentwässerungen übertragen werden. Damit hat Thomas Kaufmanns Arbeit einen Vorbildcharakter über Magdeburg hinaus.

Zweiter Platz: Flächenentsiegelung

Ewa Hermann, Gemeinde Kalletal; Projekt: „Klimapark am Schulzentrum in Kalletal-Hohenhausen – eine nachhaltige, klimaangepasste Stadtplanung im ländlichen Raum“; Preisgeld: 1.000 Euro

Ewa Hermann ist Fachbereichsleiterin „Planen und Bauen“ in Kalletal, einer ländlich gelegen Gemeinde im Nordosten Nordrhein-Westfalens mit 14.000 Einwohnern. Wie anderswo auch in Deutschland, sind Schulhöfe in Kalletal vielfach immer noch versiegelt. Regenwasser wird meist in die Kanalisation abgeleitet.

Genau hier setzt das Projekt von Ewa Hermann an. Sie hat den Hof des Schulzentrums ihrer Gemeinde komplett umgestaltet. Dafür entsiegelte sie eine Fläche von 2.000 m² und errichtete stattdessen einen „Klimapark“. Ein naturnah bepflanzter, mäandrierender Gewässerlauf wurde angelegt, mit Kies und einem Rigolensystem.

So entstand eine Retentionsfläche, die zudem mit Holzstegen, Natursteinen und Sitzblöcken attraktiv gestaltet ist. Insektenfreundliche Pflanzenarten bieten verschiedensten Käfern, Bienen und Wespen abwechslungsreichen Lebensraum. Für Menschen verbessert der neue Klimapark das lokale Mikroklima durch Abkühlung bei Sommerhitze und durch weniger Überflutungen bei Starkregen.

Erster Platz: Starkregen-Beratung

Ninette Guse, Göttinger Entsorgungsbetriebe (GEB); Projekt: „Starkregenvorsorge in Göttingen“; Preisgeld: 2.000 Euro

Ninette Guse ist die Sachgebietsleiterin Grundstücksentwässerung der GEB. Sie und ihr Team haben ein umfassendes Informations-, Beratungs- und Förderangebot für Grundstückseigentümer entwickelt und umgesetzt.

Im ersten Schritt haben die Göttinger eine öffentlich zugängliche Starkregengefahrenkarte erstellt, die Überflutungsgebiete visualisiert. Für ihre eigenen Grundstücke können sich Bürger bei der GEB eine individuelle Grundstücksauskunft einholen. Diese beinhaltet ein hochauflösendes Luftbild mit Fließwegen und zu erwartenden Wasserständen. Auf Wunsch können sich Eigentümer vor Ort kostenlos beraten lassen, was sie zum eigenen Schutz tun sollten. Feedbackbögen zeigen, dass dies besonders guten Anklang findet.

Förderung  für verschiedene Maßnahmen verfügbar

Und auch wenn’s um’s Geld geht, hilft die GEB zusammen mit der Stadt Göttingen: Im Klimafonds Göttingen gibt es nämlich ein Fördermodul „Wasser & Begrünung“. Damit werden Entsiegelungen, Aufkantungen, Bodenschwellen, druckdichte Türen, Zisternen und mehr gefördert. Bis zu 60 % der Kosten übernimmt die Stadt. Im Haushalt 2024 ist ein Budget von 80.000 Euro dafür vorgesehen.

Um jedoch dieses Projekt überhaupt möglich zu machen, mussten die Göttinger zunächst die niedersächsische Politik überzeugen, das Landeswassergesetz um einen wichtigen Punkt zu ergänzen. Ein neuer Paragraph 96a wurde eingefügt, der nun die Finanzierung der kostenlosen Starkregen-Beratung über die kommunalen Schmutzwassergebühren erlaubt. Davor war dies nicht möglich.

Jury des „Goldenen Kanaldeckel“

Die Jury besteht aus vier Juroren:

  • Hans-Joachim Bihs, Wirtschaftsbetrieben der Stadt Hagen,
  • Artur zu Eulenburg, Fachzeitschrift B_I UmweltBau,
  • Dr. Marco Künster, Güteschutz Kanalbau e.V.
  • Roland W. Waniek, IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur (Vorsitz)

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