Darüber hinaus erfolgt eine energetische Verbesserung der Anlage. Am Freitag, 18. Dezember 2020, überreichte Umweltministerin Ursula Heinen-Esser die Förderbescheide an Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft, und Dr. Emanuel Grün, Vorstand für Wassermanagement und Technik. Aufgrund der Corona-Situation fand die Übergabe im Rahmen einer virtuellen Veranstaltung statt.
Schutz vor Spurenstoffen
„Die stetige Verbesserung der Wasserqualität und die Renaturierung der Gewässer in Nordrhein-Westfalen ist für die Landesregierung von übergeordneter Bedeutung. Unsere Gewässer müssen vor der Belastung durch Spurenstoffe geschützt werden. Dazu verfolgen wir einen vielschichtigen Ansatz beginnend bei der Quelle und Herstellern über die Anwendung bis zur Klärung. Am besten ist natürlich, wenn Spurenstoffe, etwa durch die richtige Entsorgung von Medikamenten-Rückständen, vorsorgend überhaupt nicht in Gewässer gelangen. In manchen Fällen ist jedoch als Nachsorge der Einsatz einer zusätzlichen Reinigungsstufe erforderlich. Die Förderung der Maßnahmen auf der Kläranlage Dortmund-Deusen ist eine Investition in den Lebensraum Emscher, wovon Mensch und Umwelt profitieren”, so Ministerin Heinen-Esser. Beim Gewässerschutz sei die Emschergenossenschaft ein für das Land wichtiger und engagierter Partner.
Dortmund-Deusen
Der Gewässerabschnitt bei Dortmund-Deusen gilt als Musterbeispiel der Emscher-Renaturierung. Mit zahlreichen Maßnahmen hat die Emschergenossenschaft dort den zentralen Fluss des Ruhrgebietes von Abwasser befreit und naturnah umgestaltet. Für die Gewässerqualität der Emscher von zentraler Bedeutung ist die Kläranlage Dortmund-Deusen. In Trockenzeiten trägt die Kläranlage zu bis zu 90 Prozent der Gesamtwassermenge bei.
Gewässerqualität
Mit der Nachrüstung der Kläranlage wird sich die Gewässerqualität weiter verbessern. Hierzu wird die Emschergenossenschaft die Kläranlage um eine Pulveraktivkohlefiltration mit nachgeschaltetem Tuchfilter und Belüftung erweitern. Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft, bedankte sich bei Ministerin Heinen-Esser für die finanzielle Förderung seitens des Landes Nordrhein-Westfalen: „Der Umbau der Kläranlage Dortmund-Deusen bedeutet nicht, dass Emschergenossenschaft und Lippeverband flächendeckend alle Kläranlagen im Emscher-Lippe-Gebiet aufrüsten. Die Entscheidung für oder gegen die vierte Reinigungsstufe ist nach einer Einzelfallbetrachtung zu treffen.” Erfordert es die Gewässerqualität, sei der technische Umbau eine Option. „Daneben müssen wir im öffentlichen Diskurs weiterhin an der Quelle ansetzen, um den Eintrag von Spurenstoffen ins Abwasser zu vermeiden. Hier stehen nach dem Verursacherprinzip die Hersteller von Pharmazeutika in der Mitverantwortung”, sagte Paetzel. Dr. Emanuel Grün dazu: „Die vierte Reinigungsstufe in Dortmund-Deusen ist ein gutes Beispiel für die Effizienz des Ausbaus großer, zentraler Kläranlagen. Dank der vierten Reinigungsstufe werden wir die stoffliche Belastung der abwasserfreien Emscher auf ein Minimum reduzieren.”
Herausfiltern als Ziel
Die vierte Reinigungsstufe (nach Rechenklärung, Vorklärung und biologischer Reinigung) ist keine bestimmte Klärtechnik, sondern bezeichnet eine ganze Reihe verschiedener Optionen wie Ozonierung, Membranfiltration (als Nanofiltration oder Umkehrosmose) oder Aktivkohlefiltration. Ziel der zusätzlichen Klärtechnik ist das Herausfiltern von Spurenstoffen, d. h. um Mikroschadstoffe wie etwa aus Medikamentenresten, Pestiziden und Pflanzenschutzmitteln, Silber- und Korrosionsschutzmitteln, synthetischen Duftstoffen in Körperpflegeprodukten etc. Viele dieser Spurenstoffe können bereits von herkömmlichen modernen Großkläranlagen effizient beseitigt werden. Der Rest verbleibt jedoch im geklärten Wasser und gelangt so in die Gewässer. Sehr hartnäckig sind insbesondere sogenannte Indikatorparameter für Spurenstoffe, unter anderem Wirkstoffe wie Diclofenac (in Schmerzmitteln enthalten), Röntgenkontrastmittel und Benzotriazol (in Geschirrspülmitteln enthalten).