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„Es müssen viele Milliarden in die Wasserinfrastruktur investiert werden“

Als langjähriger Vorstandsvorsitzender des Ruhrverbands, blickt Prof. Norbert Jardin auf eine beeindruckende Laufbahn zurück: Von der Umsetzung der Nährstoffelimination auf Kläranlagen über die Digitalisierung in der Wasserwirtschaft bis hin zum Erreichen der Energieneutralität 2023. Im Abschieds-Interview mit gwf Wasser|Abwasser erzählt Prof. Jardin, wie der Ukraine-Krieg die Energiewende des Verbands beschleunigte, wie die Jahrhundertdürre 2018 und das Jahrhunderthochwasser 2021 neue Strategien in der Talsperrenbewirtschaftung erzwangen – und warum die Wasserwirtschaft vor gewaltigen Investitionen steht.

von | 30.10.25

Prof. Norbert Jardin blickt auf 35 Jahre in der Wasserwirtschaft zurück.
Quelle: Ruhrverband

Herr Prof. Jardin, Sie waren rund drei Jahrzehnte beim Ruhrverband tätig – davon fast ein Jahrzehnt als Vorstandsvorsitzender. Wenn Sie zurückdenken, was ist Ihnen als Essenz in Erinnerung geblieben?

Es war für mich die ideale Wahl des Berufsfelds und des Arbeitgebers. In diesem Team mit motivierten, engagierten und immer den Verband und die Region im Blick behaltenden Menschen die Wasserwirtschaft an der Ruhr vorangebracht zu haben, war eine große Befriedigung und Ehre zugleich. Die Arbeit beim Ruhrverband hat mir vor allem deutlich gemacht, das die ganzheitliche Bewirtschaftung eines Flussgebiets in öffentlich-rechtlicher Verantwortung eine herausragende Organisationsform für die Wasserwirtschaft einer Region ist. Meine feste Überzeugung aus den letzten Jahrzehnten ist, dass Gewässerschutz sowie Ver- und Entsorgungssicherheit auf diese Weise kosteneffizient und nachhaltig sichergestellt werden können. Ich durfte dies in meinen unterschiedlichen Rollen beim Verband als Projektingenieur, nahezu 20 Jahre als Leiter der Planungsabteilung und das letzte Jahrzehnt als Vorstand miterleben und in vielfältiger Weise mitgestalten.
Das hat unglaublich viel Freude gemacht hier an vorderster Front tätig zu sein, es war aber natürlich auch sehr herausfordernd.

Wie herausfordernd waren die letzten zehn Jahre als Mitglied des Vorstands und seit 2019 auch als dessen Vorsitzender?

Im Vorstand tätig zu sein, das hat noch mal ganz neue Perspektiven eröffnet, die weit über die eher fachlich geprägte Führungsverantwortung in meiner Rolle als Leiter der Planungsabteilung hinausgingen. Neben der Verantwortung für den gesamten Bereich der Abwassertechnik kam als für mich durchaus neues technisches Thema die Stauanlagen, also die Talsperren und Stauseen des Verbands hinzu – etwas, was in meiner früheren Tätigkeit eher ein Randgebiet war. Und natürlich war ein wesentliches Element der Arbeit im Vorstand der enge Kontakt mit den Verbandsgremien, der Mitgliedern, den Aufsichts- und Genehmigungsbehörden und nicht zuletzt der Politik. Gerade als Vorsitzender des Vorstands war diese umfangreiche Stakeholderkommunikation nicht nur essentiell für die Weiterentwicklung des Verbandes, sondern auch etwas, was mir große Freude bereitet hat. Wir haben in dieser Zeit auch zielgerichtet die Zuständigkeit des Verbandes im Sinner einer ganzheitlichen Wasserbewirtschaftung weiter ausgebaut und sind in inzwischen in vielen Kommunen neben den ursprünglichen Kernaufgaben des Verbands auch für die Kanalisation und die Gewässerunterhaltung zuständig. Dies bedingte natürlich
umfangreiche Vorbereitungen innerhalb des Verbands um diesen neuen Aufgaben gerecht werden zu können wie aber auch Überzeugungsarbeit auf politischer Ebene und bei den Bürgern und Bürgerinnen, dass diese Aufgaben bestens beim Ruhrverband aufgehoben sind.

Was war in Ihrer Zeit als Vorstand und Vorstandsvorsitzender auf technischer und auf politischer Ebene besonders herausragend und herausfordernd für Sie?

Technisch durchleben wir durch die Digitalisierung eine auch in der Abwassertechnik wahrnehmbare echte Revolution in der Art und Weise, wie wir Anlagen planen, wie wir sie betreiben, wie wir Daten verarbeiten und aus diesen Daten neue Erkenntnisse ableiten und diese dann wiederum zur Optimierung der Anlagen nutzen. Das hat die letzten 10 bis 15 Jahre den Ruhrverband massiv geprägt. Hinzu kamen und kommen neue Anforderungen an die Abwasserreinigung, Stichwort: neue EU-Kommunalabwasserrichtlinie, sowie auch die Niederschlagswasserbehandlung und die Abwasserableitung. Über all diesen Themen forderte uns in diesen Jahren, und wird auch künfitg herausfordernd sein, der Klimawandel und seine wasserwirtschaftlichen Konsequenzen wie dem Dürrejahr 2018 oder dem Hochwasser 2021 – beides Ereignisse, die uns beim Ruhrverband die Bedeutung einer schnellen und effektiven Anpassung an die Klimafolgen bewusst gemacht hat. Und nicht zuletzt stand und steht auch der Substanzerhalt im technischen Mittelpunkt unserer Arbeit – eine echte Herausforderung bei fast 1.000 technischen Anlagen im Verbandsgebiet.

Und politisch?

Die Bedeutung der Arbeit wasserwirtschaftlicher Unternehmen in Deutschland erfährt nach meiner Überzeugung nach wie vor nicht die politische und gesellschaftliche Aufmerksamkeit – und in gewisser Weise auch Anerkennung – wie ich mir dies wünschen würde. Offensichtlich machen wir unsere Arbeit so perfekt, dass sie inzwischen als selbstverständlich wahrgenommen wird. Leider sind es dann vor allem die Krisen, wie beispielsweise Hochwässer, Niedrigwasser oder Dürren auf der einen Seite, aber auch z. B. die Energie- oder Fällmittelkrise nach Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine, die uns als Gesellschaft die Bedeutung einer gut funktionierenden Wasserwirtschaft bewusst machen. Solche Krisen bieten aber auch immer wieder die Chance, sich neu zu orientieren und dann neue Ziele zu stecken.

Zum Beispiel?

Der Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine im Februar 2022 hat uns schlagartig vor Augen geführt, wie energieabhängig wir sind und hat dazu geführt, dass wir mit Hochdruck darangegangen sind unser eigenes Programm zur Erreichung der Energieneutralität und Energieautarkie noch einmal erheblich zu beschleunigen. Als Ruhrverband haben wir bereits ab dem Jahr 2000 das Thema Energieeffizienz als einen unserer strategischen Schwerpunkt festgelegt und beginnend mit Energieanalysen und energetischen Maßnahmen auf Kläranlagen sukzessive die Schwerpunkte und Ziele erweitert. Zu Beginn meiner Vorstandstätigkeit 2016 wurde dann gemeinschaftlich das Ziel verabredet, im Jahr 2024 energieneutral zu sein. Das bedingte eine weitere Beschleunigung unserer Aktivitäten zur Steigerung der Energieeffizienz einerseits, aber auch der Erhöhung der Eigenproduktion von regenerativer Energie andererseits. Und tatsächlich haben wir es dann bereits im Jahr 2023….

Lesen Sie das komplette Interview in der Oktoberausgabe!

Bildquelle, falls nicht im Bild oben angegeben:

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