Anfang November wurde die energieautrake Kläranlage in Markt Peißenberg, Bayern, im Wettbewerb “Klimaaktive Kommune 2021” ausgezeichnet. Die Kläranlage erzeugt über 70 % des benötigten Stroms und ihre Wärme zu 100 % klimaneutral selbst. Die Marktgemeinde zeigt mit ihrem Projekt „Energieautarke Kläranlage“, welche Energieeinsparpotenziale in Klärwerken bestehen und wie sie genutzt werden können. Die bisher umgesetzten Maßnahmen bewirken in Peißenberg bereits eine CO2-Einsparung von über 180 Tonnen pro Jahr und tragen damit maßgeblich zum Klimaschutz vor Ort bei.
Maßnahmen zum Energie einsparen werden seit 2007 umgesetzt
Bereits 2007 hat sich die Gemeinde das Ziel gesetzt, ihre 1972 erbaute Kläranlage energieautark zu betreiben, das heißt, die Abwässer mit geringem Energieaufwand zu klären und die Anlage selbst zur Erzeugung von Energie zu nutzen. Seitdem werden kontinuierlich klimaschonende Maßnahmen umgesetzt. So wurde die Anlage durch ein Blockheizkraftwerk (BHKW) erweitert, das aus dem bei der Klärschlammfaulung entstehenden Biogas Energie gewinnt. Mit der Abwärme des BHKW wird ein nahgelegenes Mehrfamilienhaus mitversorgt und mit dem Strom das Elektro-Dienstfahrzeug der Kläranlage über eine Wallbox aufgeladen.
Neben dieser Form der Energiegewinnung, die in Deutschland inzwischen Standard ist, überzeugen die Peißenberger jedoch insbesondere mit der Umsetzung von vielen innovativen Ideen. Zur Beheizung eines Werkstatt- und Chemikaliengebäudes wird zum Beispiel die Abwärme von Drehkolbenkompressoren genutzt, wodurch eine Ölheizung ersetzt werden konnte. Auch für die Kompressoren selbst, die Druckluft für die Belebungsbecken erzeugen und die größten Energieverbraucher einer Kläranlage sind, hat sich die Gemeinde etwas einfallen lassen. Um ihren Energieverbrauch zu minimieren, wird die Zuluft über einen unterirdischen Erdkanal vorgekühlt. Zusammen mit der Abwärme-Nutzung und dem Einsatz eines hocheffektiven Rühr- und Belüftungssystems, das alleine 25 Prozent Energie einspart, wird so eine hohe Energieeffizienz erreicht.
Höhere Strom- und Wärmeerzeugung durch Co-Vergärung
Ein weiterer Punkt, um die Energieausbeute im Peißenberger Klärwerk zu erhöhen, ist das Thema Co-Vergärung. Dabei werden den Fäkalien Bio-Abfallprodukte beigemischt, zum Beispiel Fette aus Fettabscheidern oder der Ausstoß aus einer Molkerei. Für die Mikroorganismen, die das wertvolle Methangas erzeugen, sind diese „Abfälle“ eine zusätzliche Nahrungsquelle. Dadurch steigert sich die Gasproduktion und es können mehr Strom und Wärme erzeugt werden.
Die Peißenberger Kläranlage kann bereits über 70 Prozent ihres Strombedarfs und 100 Prozent ihres Wärmebedarfs mit nachhaltiger, selbst erzeugter Energie decken. Weitere Schritte sind geplant, um die Kläranlage vollständig energieautark zu betreiben.