Das Hochwasserrückhaltebecken Emscher-Auen befand sich lange in einem Übergangszustand. Als die Emschergenossenschaft die Anlage im Jahr 2013 an der Stadtgrenze von Castrop-Rauxel und Dortmund in Betrieb nahm, führte die Emscher noch Abwasser. Um die vier Einzelbecken vor Verschmutzung zu schützen, wurden sie durch niedrige Dämme von der Emscher getrennt.
Mittlerweile hat sich die Situation grundlegend geändert: Die Emscher ist zu einem sauberen Fluss geworden, sodass die Trenndämme entfernt werden können. Dadurch wird der Endzustand des Hochwasserrückhaltebeckens erreicht, während die Emscher gleichzeitig weiter renaturiert wird. Die Arbeiten, die Ende 2022 begannen, sind bereits weit fortgeschritten und sollen im Sommer abgeschlossen sein. Insgesamt investiert die Emschergenossenschaft rund 70 Millionen Euro in den Ausbau.
Ein Rückhaltebecken von beeindruckender Größe
Mit einem aktuellen Fassungsvolumen von 900.000 Kubikmetern ist das Hochwasserrückhaltebecken Emscher-Auen das größte seiner Art in der Region – sogar größer als der Phoenix See in Dortmund-Hörde, der maximal 840.000 Kubikmeter fasst. Nach der Entfernung der Trenndämme wird das Becken ab Mitte 2025 eine zusammenhängende Wasserfläche bilden und sein Fassungsvolumen auf 1,1 Millionen Kubikmeter erhöhen.
„Konkret entspricht das dem Inhalt von sieben Millionen Badewannen, die im Extremwetterfall in den Emscher-Auen zurückgehalten werden können – ein wichtiger Baustein für die weitere Verbesserung des Hochwasserschutzes an der Emscher“, erklärt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft.
Der Umbau trägt entscheidend zur Klima-Resilienz der Region bei, da durch den Klimawandel Extremwetterereignisse zunehmen.Der Hochwasserschutz ist seit der Gründung der Emschergenossenschaft im Jahr 1899 eine ihrer zentralen Aufgaben.
„Bei der Umgestaltung der Emscher spielte der Hochwasserschutz eine gewichtige Rolle. Die dabei geschaffenen Rückhalteräume helfen mit, um die immer häufiger zu Trage tretenden Auswirkungen des Klimawandels abzumildern“, betont Dr. Frank Obenaus, Technischer Vorstand der Emschergenossenschaft.
Fortschritte der Bauarbeiten
Aktuell sind rund 85 Prozent der temporären Dämme im Becken bereits entfernt, und es wurden neue Böschungen angelegt. Zusätzlich ist innerhalb des Beckens eine Vogelinsel entstanden, und verschiedene Vertiefungen in der Beckensohle sorgen für dauerhaft wasserführende Bereiche, die Lebensraum für zahlreiche Tierarten bieten.
In den kommenden Wochen werden die Dämme des Heimanngrabens zurückgebaut und die bestehende Brücke über den Graben abgerissen. Ab März beginnt der Bau einer neuen Brücke über den Heimanngraben, die sich dann außerhalb des Beckens befinden wird. Parallel zum Ausbau des Hochwasserrückhaltebeckens erfolgt die städtebauliche Entwicklung entlang der Emscher. Die Emschergenossenschaft arbeitet eng mit den Mitgliedskommunen zusammen, um nicht nur den Hochwasserschutz zu verbessern, sondern auch die Lebensqualität der Bevölkerung zu steigern.
Neue Wege für Erholung und Naturerlebnis
Ein zentrales Ziel des Emscher-Umbaus war es, die einstigen offenen Schmutzwasserläufe in naturnahe Erholungsräume zu verwandeln.
„Einst offene Schmutzwasserläufe weichen nach und nach blaugrünen Erlebensräumen, die erleb- und erfahrbar gemacht werden – im wahrsten Sinne“, erklärt Uli Paetzel. „Allein im Emscher-Gebiet entstanden gemeinsam mit den Kommunen mehr als 360 Kilometer an neuen Rad- und Fußwegen entlang unserer Flüsse und Bäche.“
Der Wegebau im Nahbereich des Hochwasserrückhaltebeckens Emscher-Auen beginnt im Herbst 2025 und soll bis zum Sommer 2026 abgeschlossen sein. Zeitgleich wird die Renaturierung des Heimanngrabens durchgeführt, um die ökologische Vielfalt weiter zu fördern.
Das Becken erstreckt sich über eine Fläche von 33 Hektar – das entspricht etwa 46 Fußballfeldern. Seine strategische Lage im Osten der Emscher sorgt auch im Westen für Hochwasserschutz: Wasser, das frühzeitig zurückgehalten wird, erreicht die Mündung gar nicht erst und kann dort keine Überschwemmungen verursachen. Zur weiteren Entlastung des Systems wurde wenige Kilometer östlich das Hochwasserrückhaltebecken Dortmund-Ellinghausen gebaut, das mit mehreren Beckenteilen ein Fassungsvolumen von rund 530.000 Kubikmetern bietet.