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Dünger aus Klärschlamm

In Anwesenheit des bayerischen Wissenschaftsministers wurde am Mittwoch, 16.10.2025, in Altenstadt (Oberbayern) eine Anlage zur Phosphorrückgewinnung eröffnet, die Klärschlamm in hochwertigen Dünger umwandelt. Entwickelt wurde das zugrundeliegende Verfahren von der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM).

von | 17.10.25

Am 16.10.2025 wurde die Anlage der Emter GmbH in Anwesenheit des bayerischen Wissenschaftsministers Markus Blume eröffnet.
Quelle: Dora Kolar-Bosnjak/BAM
Bei der Eröffnung der Phosphosrecycling-Anlage in Altenstadt mit dem bayerischen Wissenschaftsminister Markus Blume.

Die Anlage der Emter GmbH verarbeitet jährlich bis zu fünfzigtausend Tonnen getrockneten Klärschlamm und wandelt diesen in 15.000 Tonnen hochwirksamen Phosphatdünger um. Das Phosphatrecycling mit dem Produkt R-Rhenania Phosphat erfüllt bereits heute die Anforderungen der Klärschlammverordnung, die ab 2029 in ganz Deutschland eine verpflichtende Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm vorsieht.

Das Herzstück der Anlage ist das neue R-Rhenania-Verfahren, welches auf dem sogenannten AshDec®-Verfahren der BAM basiert. Dabei wird dem Klärschlamm Natriumkarbonat zugesetzt, bevor er thermochemisch behandelt wird. Während des Prozesses wandelt sich der schwer lösliche Phosphor in eine pflanzenverfügbare Form um. Gleichzeitig werden flüchtige Schwermetalle wie Cadmium, Blei und Quecksilber entfernt und separat in der Abluftreinigung aufgefangen.

Entwickelt wurde damit ein deutschlandweit einzigartiges Recyclingverfahren für Phosphor, das in der Anlage der Firma Emter in Altenstadt erstmals großtechnisch umgesetzt wird.

Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume: „Aus Reststoff wird Rohstoff: Die Emter GmbH betreibt in Altenstadt eine der modernsten Anlagen zur Phosphor-Rückgewinnung aus Klärschlamm in ganz Europa. Phosphor ist eine wichtige Ressource für die Landwirtschaft als Düngemittel und Grundlage für viele industrielle Anwendungen. Bisher wird Phosphor in Deutschland und Europa zu 90 Prozent importiert. Mit der Rückgewinnung aus Klärschlamm in einem hochinnovativen Verfahren leistet die Emter GmbH einen wichtigen Beitrag zu Unabhängigkeit und Nachhaltigkeit. Das ist Heimat und Hightech at its best!“

Dünger wird regional verwertet

Der produzierte Dünger soll vollständig regional in Bayern verwertet werden. Damit entsteht ein geschlossener Stoffkreislauf – vom Abwasser über die Klärschlammverwertung bis zur landwirtschaftlichen Nutzung.

Die Umsetzung des Recyclingverfahrens erfolgt im Rahmen des vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt geförderten Projekts R-Rhenania. Die Universität Bonn und die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) haben die hohe Düngewirkung des Recyclingprodukts in Gefäß- und Feldversuchen bestätigt. Damit der Dünger vermarktet werden kann, wird die erforderliche Registrierung nach EU-Chemikalienverordnung REACH noch in diesem Jahr abgeschlossen. Zusätzlich wird die Zulassung für den ökologischen Landbau vorbereitet.

Von der Forschung in die Praxis

Mit der Novellierung der Klärschlammverordnung (AbfKlärV) ist die Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm ab dem Jahr 2029 gesetzlich verpflichtend und die meisten Klärschlämme dürfen dann nicht mehr auf Feldern ausgebracht werden. So soll die Belastung der Böden durch Schadstoffe vermieden und die gezielte Rückgewinnung wertvoller Ressourcen wie Phosphor ermöglicht werden. Kläranlagen mit phosphorreichen Schlämmen müssen dann sicherstellen, dass Phosphor entweder direkt aus dem Schlamm oder aus der Verbrennungsasche zurückgewonnen wird. Ziel ist es, die Abhängigkeit von importiertem Rohphosphat zu verringern und die Ressource in einem geschlossenen Kreislauf zu nutzen.

Die neue Anlage in Altenstadt ist eine Antwort auf diese Herausforderung: Die Firma Emter integrierte im Rahmen des R-Rhenania-Projekts den thermochemischen Rückgewinnungsprozess direkt in die Verbrennung und ermöglichte so eine energieeffiziente und schadstoffarme Produktion von Recyclingdünger. Damit wurde die erste großtechnische Anlage dieser Art in Deutschland realisiert, die die gesetzlichen Anforderungen nicht nur erfüllt, sondern technologisch weiterdenkt.

„Die Zusammenarbeit mit der Firma Emter ist eine Erfolgsgeschichte, bei der wir viele Herausforderungen überwunden haben – nicht zuletzt die zwischenzeitlich stark gestiegenen Energie- und Baukosten. Mit der hocheffizienten Technologie leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft und zur Sicherung der Phosphorversorgung in Deutschland. In enger Zusammenarbeit mit der Firma Emter ist es gelungen, die Erkenntnisse wissenschaftlicher Forschung direkt in die Anwendung zu überführen“, sagt Christian Adam (BAM), der das Projekt in den letzten Jahren begleitet hat.

Mehr zu R-Rhenania

Bildquelle, falls nicht im Bild oben angegeben:

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