Zu einem außergeöhnlichen Grundwasseranstieg ist es in vielen Landesteilen Baden-Württembergs gekommen: Zahlreiche Regenfälle im Juli haben die Grundwasserstände an vielen Messstellen überdurchschnittlich ansteigen lassen. „Dieses Phänomen ist im hydrologischen Sommerhalbjahr äußerst selten und angesichts der ausgeprägten Trockenheit der vergangenen Jahre besonders eindrucksvoll“, so Michael Wingering, zuständig bei der LUBW Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg für den Grundwasserbericht.
Lediglich im Kraichgau konnten sich die Grundwasservorräte seit dem Trockenjahr 2018 nicht regenerieren. Die 30-Jahre-Ganglinie zeigt einen deutlichen Rückgang beim Grundwasservorkommen in diesem Gebiet.
Normalerweise füllen sich die Grundwasserbestände im sogenannten hydrologischem Winterhalbjahr, also in den Monaten November bis April. Aufgrund der niedrigen Temperaturen verdunstet deutlich weniger Niederschlag im Vergleich zum Sommerhalbjahr, die meisten Pflanzen benötigen weniger oder gar kein Wasser. Entsprechend kommt mehr Niederschlag beim Grundwasser an. Nicht so im hydrologischen Winterhalbjahr 2020/2021, das zu Beginn und am Ende zu trocken war. Auch die Winterhalbjahre zuvor konnten das Grundwasser nicht richtig auffüllen. „Bisher haben die Niederschlagsmengen der letzten drei Winterhalbjahre nicht ausgereicht, um die extreme Trockenheit des Jahres 2018 auszugleichen“, so Wingering. „Unseren Grundwasserständen hat der verregnete Sommer in Baden-Württemberg sehr unerwartet geholfen. Sie sind nun vorerst wieder stabil“, freut sich Wingering.
Für das Sommerhalbjahr sieht er keinen weiteren Anstieg für die Grundwasservorräte. „Die Bodenfeuchte nimmt tendenziell weiter ab und dürfte aufgrund des hohen Wasserbedarfs der Vegetation selbst bei feuchter Witterung den Grundwasserneubildungsprozess einschränken“, so der Fachmann. Angesichts der aktuellen Wettervorhersage ist von mäßigen Rückgängen auszugehen. Großräumige Engpässe in der Wasserversorgung sind aufgrund der momentanen Beobachtungen auszuschließen.