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Wodurch entstehen die meisten Fehlinvestitionen im Wassersektor?

Um festzustellen, welche Faktoren zum Erfolg oder Misserfolg von Wasserprojekten führen, hat das Umweltinstitut IEEM an der Universität Witten/Herdecke Wasserbetriebspraktiker weltweit befragt und ausgesuchte Projekte analysiert. Das Ergebnis: Die Probleme liegen häufig nicht am Mangel an Geld oder Technologien, sondern am Mangel an „Good Water Governance“.

von | 26.10.20

Das bedeutet, es sind überwiegend politische bzw. institutionelle Mängel, welche letztlich Fehlfunktionen im lokalen Wassermanagement verursachen, bis hin zum totalen Ausfall der Wasserversorgung und Abwasserverseuchung.

Die meisten Fehlinvestitionen entstehen durch sieben Sünden

Die nach Häufigkeit und Relevanz sieben wichtigsten Faktoren wurden jetzt von den Wissenschaftlern als die „Sieben Wasser Sünden“ aufgelistet. „Für den deutschen Steuerhaushalt mag man es als ein „nur“ einstelliges Milliarden-Euro-pro-Jahr-Problem betrachten, dass die Wasserversorgung und Abwasserbehandlung, wegen dieser institutionellen Mängel trotz erheblicher Finanzhilfen und guter Technologien u. a. aus Deutschland, so oft versagt – vor allem in den Entwicklungs- und Schwellenländern. Die dadurch verursachten Folgeschäden sind aber weit höher. Umwelt, Klima, Volkswirtschaft und vor Allem das Leben und die Gesundheit der betroffenen Menschen leiden. Damit verglichen ist es fast nebensächlich, dass es die Steuer- und den Wasser-Gebührenzahler sind, welche solche Fehlinvestitionen im Ausland mit-finanzieren“, sagt Prof. Rudolph von der Universität Witten/Herdecke, der als Ingenieur und Ökonom seit vielen Jahren an Wasserprojekten weltweit arbeitet und ein Afrika-Projekt im Forschungsprogramm GRoW des BMBF leitet.

Trefferquote der Entwicklungshilfe ohne Mehrkosten verdoppeln

Die Verdoppelung der Trefferquote ist zumindest im Wassersektor nach aktuellen Forschungsergebnissen möglich, welche am 21.Oktober 2020 als ein Ergebnis aus dem BMBF Programm GRoW – Globale Resource Wasser veröffentlich wurden (siehe https://bmbf-grow.de/de/empfehlungen/ – Sieben Sünden im lokalen Wassermanagement).
Selbst mit noch mehr Geld und noch besseren Technologien könne man die beklagten Fehlinvestitionen nicht verhindern, solange die Sieben Wasser-Sünden nicht abgestellt werden. Insoweit sei es ein Fortschritt, dass die „Entwicklungs-Strategie 2030“ der deutschen Regierung als Voraussetzung für Hilfsprogramme die Reformwilligkeit und -fähigkeit der sogenannten Nehmerländer benannt hat. „Wenn das in der Praxis umgesetzt wird, dann kann es zu erheblichen Verbesserungen der Trefferquote von technischen und finanziellen Investitionen bei Forschung und Entwicklung beitragen. Mit der Sieben-Sünden-Liste liegt jetzt eine konkrete Orientierungshilfe für den Wassersektor vor. Einiges davon kann auch auf andere Infrastrukturleistungen und Ökosystemleistungen übertragen werden, so z. B. auf den Abfallsektor, die Kreislaufwirtschaft oder die Energiewirtschaft“.
Die vielleicht wichtigste Erkenntnis aus der Forschung zu den Schwachstellen und Sünden ist, dass die maßgebenden Wasserbetriebe und operativ Beauftragten nicht nur rechtlich zuständig, sondern auch verantwortlich gemacht werden müssen. „Nur mit Beratungsaufträgen ohne Haftung kann man das Fehlen unternehmerisch und professionell handlungsfähiger Wasserbetreiber vor Ort nicht ausgleichen“.

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