„In Deutschland steigt der Medikamentenkonsum rasant an: Bis 2045 könnte der Arzneimittelverbrauch aufgrund des demografischen Wandels um bis zu 70 Prozent ansteigen. Hinzu kommt der wachsende Arzneimitteleinsatz in der Landwirtschaft. Damit droht eine immense Belastung unserer Gewässer mit Medikamentenrückständen, die wir dringend abwenden müssen. Nach der Bundestagswahl muss die neue Bundesregierung schnell handeln und eine Arzneimittelstrategie umsetzen, die das Übel an der Wurzel packt und die zunehmende Gewässerverschmutzung eindämmt", forderte Martin Weyand, BDEW-Hauptgeschäftsführer Wasser/Abwasser, am 11. September zum Auftakt der 16. Wasserwirtschaftlichen Jahrestagung in Berlin. Dabei bezog er sich auf Ergebnisse einer aktuellen Studie, die civity im Auftrag des BDEW durchgeführt hat.
Verursacher in den Blick nehmen
Die Umweltpolitik müsse zudem die Verursacher stärker in den Blick nehmen. Hierzu Weyand: „Wer zur Verschmutzung der Gewässer beiträgt, muss auch die Kosten für den erhöhten Reinigungsaufwand tragen. Es kann nicht sein, dass die Wasserwerke und Abwasserentsorger zu Reparaturbetrieben unserer Gesellschaft werden und dafür auch noch die Kosten tragen.“ Die Arzneimittelstrategie sollte ein breites Bündel an Maßnahmen beinhalten, die auf allen Ebenen der Gesellschaft ansetzen. Der BDEW fordert, dass
- die Arzneimittelhersteller verpflichtet werden, die Entwicklung zielgenauer und biologisch abbaubarer Arzneimittel voranzutreiben und auf den Medikamentenverpackungen einen Hinweis für die adäquate Entsorgung zu platzieren.
- die verantwortlichen Stellen bei der Zulassung verstärkt auf die Umweltverträglichkeit der Medikamente achten.
- Ärzte nur noch Packungsgrößen verschreiben, die dem tatsächlichen Bedarf des Patienten entsprechen und Apotheken bundesweit verpflichtet werden, Altmedikamente zurückzunehmen.
- Verbraucher ihre Altmedikamente sachgerecht entsorgen: Wenn möglich in der Apotheke, ansonsten über den Haus- oder Sondermüll.
- die Veterinärmedizin den Einsatz von Medikamenten auf das nötige Mindestmaß begrenzt.
Nitrat: Trendwende noch nicht erreicht
Weyand nahm zudem das Problem der steigenden Nitratverschmutzung des Grundwassers in den Blick: „Die Verordnung zur Stoffstrombilanz, die der Bundesrat in der kommenden Woche verabschieden will, reicht für eine Trendwende nicht aus. Überall dort, wo der Grenzwert von 50 mg Nitrat pro Liter überschritten wird, muss es einen Düngestopp geben. Die Verordnung enthält zudem zahlreiche Ausnahmen, die die Wirksamkeit des neuen Düngerechts in Frage stellen.“ Weyand verwies auf die Petition, die der BDEW gemeinsam mit neun Umweltverbänden und der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di initiiert hat. „Dieses breite Bündnis von Wasserwirtschaft, Umweltverbänden und ver.di sollte der Landwirtschaft zu denken geben: Wir brauchen endlich ein konsequentes Düngerecht, das die Probleme auch wirklich löst“, so Weyand.