Durch die Anwendung neuer Verfahren könnte gereinigtes Abwasser, das sogenannte Brauchwasser, zwar nicht Trinkqualität erreichen, aber in Industrie, Landwirtschaft und zur Grundwasseranreicherung wiederverwendet werden. Neun Projektpartner entwickeln dazu Techniken, Methoden sowie zuverlässige Verfahren zur Qualitätskontrolle, ein Bewertungstool und Vermarktungskonzepte.
Künftig Brauchwasser statt Trinkwasser in der Industrie verwenden
Im Jahr 2017 wurde die MULTI-ReUse Pilotanlage auf dem Gelände der kommunalen Kläranlage in Nordenham in Betrieb genommen. Innerhalb von zwei Jahre sollen aussagekräftige Versuchsergebnisse vorgewiesen werden. Der Pilotanlage wird konventionell gereinigtes Abwasser zugeführt und aufbereitet mit dem Ziel, künftig Brauchwasser zu produzieren, das anstelle von Trinkwasser in der Industrie verwendet werden kann.
In der Pilotanlage werden verschiedene Verfahren modular kombiniert, um unterschiedliche Wasserqualitäten zu produzieren. Die Verfahrensstufen, die zu Versuchsbeginn in Betrieb gegangen sind, sind die Ultrafiltrationsmembran (UF), kombiniert mit einem vorgeschalteten Flockungsprozess (zur Entfernung von Mikroorganismen, Partikeln und zu einem gewissen Teil auch von suspendierten, bzw. kolloidal gelösten organischen und anorganischen Wasserinhaltsstoffen). Anschließend wurde die Umkehrosmose in Betrieb genommen, gefolgt von der abschließenden Desinfektion (nach dem Multibarrierenprinzip) und der Stabilisierung des pH-Werts. Die Pilotanlage bietet außerdem die Möglichkeit, Pulveraktivkohle im Zulauf zur UF zur Entfernung von adsorbierbaren organischen Substanzen zu dosieren.
Zwei Aufbereitungsstraßen ermöglichen es, Prozesseinstellungen vergleichend zu testen
Innerhalb des ersten Betriebsjahres der Pilotanlage wird überprüft, welche Verfahrenskombinationen zum Erreichen der erforderlichen Wasserqualität notwendig sind. Die Betriebsparameter und Zusatzstoffe werden auf die Anwendung hin optimiert. Außerdem werden verschiedene Membrantypen untersucht. Die Pilotanlage ist so konzipiert, dass zwei autarke Aufbereitungsstraßen mit jeweils allen Verfahrensstufen parallel betrieben werden können. Hierdurch ist es möglich, zwei Prozesseinstellungen bei identischer Rohwasserbeschaffenheit vergleichend zu testen. Im zweiten Betriebsjahr werden die bis dahin erarbeiteten und optimierten Prozesse im Langzeitbetrieb untersucht und validiert.
Das Forschungsprojekt MULTI-ReUse kann, aufbauend auf den Erfahrungen der Pilotanlage, bereits erste Ergebnisse vorweisen. Weitere Informationen finden Sie hier.